Bei dem Thema Inkontinenz unterscheidet man zwischen Blasen- und Darminkontinenz. Beide Arten können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und stehen bei einer Rückenmarkverletzung in Zusammenhang mit der Höhe der Nervenverletzung. Inkontinenz kann aber auch durch Krankheiten ausgelöst werden, wie z. B. nach Prostataoperationen bzw. Prostatahypertrophie oder allgemeiner Schwäche der Beckenbodenmuskulatur.
Darminkontinenz
Bei einer Mastdarmlähmung spricht man von Darminkontinenz. Sie wird in den häufigsten Fällen durch die Nervenschädigung im Rückenmark ausgelöst. Die Verdauung und die Produktion des Stuhls funktioniert wie bei Menschen ohne Behinderung. Aber die Entleerung
kann nicht bewusst über die Darmmuskulatur gesteuert werden. Für die Darmentleerung kommen häufig Abführ- und Hilfsmittel in den unterschiedlichsten Formen zum Einsatz. In den meisten Fällen ist durch Darmtraining die Entleerung zu definierten Zeiten möglich.
Dies wird von den Betroffenen am liebsten in gewohnter Umgebung durchgeführt. Darminkontinenz wird von den Betroffenen in der Regel nicht gerne an die große Glocke gehängt. Bei Gesprächen solle man die nötige Diskretion einhalten.
Denke dran!
Es ist zu beachten, dass Stress, ungewohnte Umgebung und ungewohnte Bewegungen zu verstärkter Darmfunktion führen können. Aus diesem Grund sollte das Thema vor dem Kurs angesprochen werden und der Zugang zur Toilette sichergestellt sein.
Blaseninkontinenz
Bei einer Blasenlähmung spricht man von Blaseninkontinenz. Sie wird in den häufigsten Fällen durch die Nervenschädigung im Rückenmark ausgelöst. Die Produktion des Harns funktioniert wie bei Menschen ohne Behinderung. Aber die Entleerung kann nicht bewusst über die
Blasenschließmuskel gesteuert werden.
Es gibt zwei unterschiedliche Ausprägungen, die schlaffe und die spastische Blasenlähmung. Bei beiden Formen wird eine Füllmenge der Blase von 350 bis 400 ml angestrebt. Dies wird bei der spastischen Blasenlähmung meist nur durch die Einnahme von Medikamenten erreicht. Diese entkrampfen die Blase, sodass sie sich ähnlich wie die schlaff gelähmte Blase verhält. Bei diesen Medikamenten ist darauf zu achten, dass eine Nebenwirkung die verringerte Schweißproduktion ist. Dies kann bei heißen Temperaturen schnell zu einer Überhitzung des Körpers führen. Da sich der Körper nicht selbstständig durch Schweißproduktion abkühlen kann, sollten nasse Handtücher oder Wasserzerstäuber hier für die nötige Abkühlung eingesetzt werden.
Bei beiden Ausprägungen der Blasenlähmung ist eine komplette, kontrollierte und regelmäßige Blasenentleerung nicht möglich und die Empfindung über den Fülldruck der Blase ist oft gar nicht oder nur sehr eingeschränkt vorhanden. Aus diesem Grund sind für die Blasenentleerung Hilfsmittel erforderlich. Das am häufigsten eingesetzte Hilfsmittel ist der intermittierende Einmalkatheter. In selteneren Fällen wird der Katheter als Dauerkatheter verwendet. Ein
Katheter ist ein kleiner Kunststoff Schlauch der mit Hilfe von Gleitmittel durch die Harnröhre in die Blase geschoben wird. Durch diesen Schlauch kann dann der in der Blase vorhandene Urin in einen kleinen Kunststoffbeutel abfließen. Es ist auf penible Sauberkeit zu achten, da beim Katheterisieren ein Fremdkörper in die Blase eingeführt wird, können auf diesem Weg auch schnell Bakterien in die Blase gelangen. Dies führt dann schnell zu einem Blaseninfekt, der im schlimmsten Fall mit Fieber und Bettlägerigkeit einhergehen kann.
Es gibt auch Fälle, in denen die Blase den Urin nicht zuverlässig bis zur gewünschten Füllmenge halten kann. Hier kommen dann Kondomurinale mit Urinbeuteln zum Einsatz. Mit diesen Hilfsmitteln kann der Urin dann auch spontan abfließen. Da mehrmals am Tag, auch vor und nach dem Tauchen die Blase entleert werden muss, sollte offen über dieses Thema gesprochen werden und die Örtlichkeiten, an denen das Kathetern möglich ist, vorab geklärt werden.
Zu beachten ist auch, dass während des Tauchens vermehrt Urin produziert wird. Man kann zum Beispiel vor dem Tauchgang nachfragen, wann das letzte Mal kathetert wurde, da dies vor Aufregung auch mal vergessen wird. Das vermittelt dem potentiellen Tauchschüler auch das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, weil der Tauchlehrer um seine Situation weiß.
Beispiel: Ein querschnittgelähmter Schnuppertaucher freut sich auf seinen ersten Tauchgang. Obwohl er seit Jahren routiniert und sehr verantwortlich mit seiner Blasenlähmung umgeht, vergisst er vor lauter Aufregung das Kathetern. Sein Tauchlehrer spricht ihn kurz bevor er den Anzug anzieht darauf an. Durch die Aufmerksamkeit des Tauchlehrers verläuft der erste Tauchgang dann sehr entspannt.
Wird das Entleeren der Blase nicht regelmäßig durchgeführt, kann es auf Grund von zu hohem Druck in der Blase zu negativen Folgeerscheinungen kommen. Zu ihnen gehören Kopfschmerzen, Spastiken in den unteren Gliedmaßen und Missempfindungen. Bei dauerhafter unregelmäßiger Blasenentleerung, kann es zu irreparablen Blasenschädigungen kommen.
Eine weitere Möglichkeit sind auch Stimulationssonden, die unter der Haut eingesetzt werden und das Rückenmark mit der Blase verbinden, unter der Haut befindet sich dann ein Stimulationsgerät, ähnlich einem Katheter. Die gängigen Modelle sind laut Herstellerangaben druckfest, das sollte aber vorher vom Tauchmediziner noch abgeklärt werden. Für den Taucher ist es wichtig zu wissen, dass diese unter der Haut liegenden Sonden durch Einschnürungen wie Bleigurte oder Bänder brechen können.
Denk dran!
- Eingeschränkte Fähigkeit zu schwitzen, kann zu Überhitzung des Körpers führen.
- Zu hoher Blasendruck kann zu Kopfschmerzen, Spastiken in den unteren Gliedmaßen und Missempfindungen führen.